Alte Trachten, alte Tänze, alte Feste – das fällt vielen als erstes ein, wenn sie von nationalen Minderheiten hören. Und es ist ja auch nicht ganz falsch: viele der vierhundert Minderheitengemeinschaften in Europa pflegen nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Traditionen. Aber es ist eben auch nur ein Teil der Wahrheit, denn sie teilen auch die Vorlieben und die Kultur der Mehrheit ihres Landes. Und damit natürlich auch die Liebe zum Fußball. König Fußball verbindet Mehrheiten mit Minderheiten und Minderheiten untereinander. Wenn die FUEN die EUROPEADA nicht bereits 2008 erfunden hätte, müsste sie es spätestens jetzt tun. Die FUEN ist der größte Dachverband der autochthonen nationalen Minderheiten und vertritt mehr als Mitgliedsorganisationen in 36 Ländern Europas.
„Jeder von ihnen sieht, dass er mit seiner Minderheitenerfahrung nicht allein ist.“
„Es begann mit der Idee einiger Mitgliedsorganisationen, dass wir nicht nur auf verschiedenen Konferenzen über die Rechte von Minderheiten sprechen sollten, sondern dass wir Gelegenheiten finden sollten, um neue Erfahrungen zu machen“, sagt Loránt Vincze, der Präsident der FUEN. Inzwischen ist die EUROPEADA selbst zu einer Tradition geworden, die sich alle vier Jahre erneuert.
Bei ihr kommen eben nicht nur die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Minderheitenorganisationen zusammen, sondern zurzeit etwa 1000 Menschen aus 24 unterschiedlichen Minderheiten. Jeder von ihnen sieht, dass er mit seiner Minderheitenerfahrung nicht allein ist. Immerhin gehört jeder siebte Bürger in Europa einer ethnischen oder sprachlichen Minderheit an.
„Dadurch wächst das Bewusstsein für andere Minderheiten“, sagt Tore Wächter, Trainer der Auswahl der dänischen Minderheit in Deutschland. „Vorher habe ich gedacht, dass wir mit unserer Teilhabe an der Politik etwas Besonderes sind. Aber das gibt es auch bei anderen Minderheiten, die teilweise noch größer sind.“
Wirkung nach innen und außen
Auch die jeweiligen Gastgeber-Regionen bieten mit ihren Besonderheiten unterschiedliche neuen Erfahrungsmöglichkeiten für die Gäste. „Jetzt sind wir in der deutsch-dänisch-friesischen Grenzregion, die eine sehr interessante Geschichte hat und in der es jetzt ein friedliches Zusammenleben zwischen den Minderheiten und der Mehrheit der beiden Staaten gibt“, sagt Vincze. „Das ist ein großartiges Beispiel für alle, die aus den verschiedenen Teams hierherkommen.“
Neben der Wirkung nach innen, hat die EUROPEADA auch eine starke Wirkung nach außen. Die einzelnen Minderheiten können ihre Kultur und ihre Sprache zeigen. Und alle zusammen haben sie im Verbund die Möglichkeit, ihre ganze Vielfalt und Unterschiedlichkeit zu präsentieren. Dafür wurde der Kulturtag eingerichtet, der nicht nur das sprichwörtliche Bergfest der EUROPEADA ist, sondern diesmal sogar auf einem richtigen Berg stattfindet, dem Knivsberg in Nordschleswig. (Für alle, die aus den Gebirgsregionen Europas kommen: seid nicht überrascht sein, dass man hier im Norden eine 100 Meter hohe Erhebung als Berg bezeichnet).
Kampagne für Minderheitenrechte und gegen Hassreden
Die Hauptaufgabe der FUEN besteht darin, sich für die nationalen Minderheiten in Europa einzusetzen. In ganz Europa gibt es etwa 50 Millionen Europäer, die zu nationalen Minderheiten gehören. Die Sprachgruppen befinden sich in unterschiedlichen Situationen. Einige sind nicht einmal anerkannt, andere haben ein hohes Maß an Gesetzen und Autonomie. „Wir möchten, dass es nicht davon abhängt, wo man geboren wurde, ob man in einer guten Situation ist oder nicht“, sagt Vincze. Für europäische Standards bei den Minderheitenrechten kämpft die FUEN mit dem Minority SafePack, einem Paket von Gesetzesvorschlägen, die den Schutz nationaler Minderheiten gewährleisten sollen.
Die EUROPEADA bietet für die FUEN auch die Gelegenheit, hierfür Bündnispartner im politischen und sportpolitischen Raum zu finden, wie zum Beispiel bei Gesprächen mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther am Rande des Eröffnungstages.
Auch ein anderes Thema, das der FUEN aktuell besonders am Herzen liegt, findet auf der EUROPEADA eine Plattform: der gemeinsame Kampf mit UEFA und DFB gegen Hassreden.
„Wir wollen zeigen, wie schlecht es für die Gesellschaften ist, einen winzigen Teil der Gesellschaft ins Visier zu nehmen und zu sagen, ihr müsst von hier verschwinden, ihr habt nichts mit uns zu tun“, sagt Vincze. „Das müssen wir stoppen. Unsere Kampagne geht bis zum Ende des Jahres, und ich hoffe, dass viele diese Botschaft hören werden.“
Mittwoch, 3. Juli, 11-15 Uhr: Kulturtag mit Musik, Sport und Informationen auf dem Knivsberg