Landschaftlich, kulturell und sportlich hat die deutsch-dänisch-friesische Grenzregion eine Menge zu bieten. Die Spuren ihrer wechselhaften Geschichte sind bis heute auch im Alltagsleben sichtbar.
Heute ist es kaum mehr vorstellbar – aber die deutsch-dänische Grenze war lange Zeit heftig umkämpft. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Grenzverlauf mehrfach. Bis zum deutsch-dänischen Krieg markierte der Fluss Eider die Grenze zwischen dem dänischen Herzogtum Schleswig im Norden und dem deutschen Holstein im Süden. Mit dem Frieden von Wien fiel 1864 das gesamte Schleswig, das sich im Norden fast bis Kolding erstreckte, an Preußen.
Umkämpfte Grenze
Zwei Jahre später stimmte Preußen auf französischen Druck einer Volksabstimmung über einen möglichen Anschluss an Dänemark zu. Diese wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten durchgesetzt. In der Volksabstimmung von 1920 votierte die Bevölkerung nördlich der jetzigen Grenze für die Zugehörigkeit zu Dänemark, südlich davon für Deutschland. Dies war gleichzeitig die Geburtsstunde der deutschen Minderheit in Nordschleswig und der dänischen Minderheit in Südschleswig.
Auf dem Weg nach England
Wenig bekannt ist, dass in grauer Vorzeit von hier aus der Lauf der Welt verändert wurde. In der Völkerwanderungszeit im 5. Jahrhundert taten sich die im östlichen Schleswig siedelnden Angeln mit den Sachsen im Süden, den Jüten im Norden und den Friesen im Westen zusammen und fuhren über die Nordsee nach Britannien. Im heutigen Süd- und Mittelengland verdrängten sie die keltische Bevölkerung. Die Angeln gaben ganz England seinen Namen, die Angelsachsen breiteten sich später über die ganze Welt aus.
33 Kilometer von Nord- bis Ostsee
Das Motto der 5. EUROPEADA bringt das geografische Hauptmerkmal der Region auf den Punkt: Between the seas. Wenn man ab Schleswig in westlicher Richtung jeden Kilometer eine der an der EUROPEADA teilnehmenden Mannschaften aufstellen würde, käme man nach 33 Kilometern an der schmalsten Stelle zwischen Ost- und Nordsee in Husum an.
So gering dieser Abstand ist, so vielfältig ist über die Grenze hinweg die Landschaft zwischen den Meeren. Ganz im Westen liegt das Wattenmeer mit den nordfriesischen Inseln und den Halligen auf deutscher sowie der Insel Röm auf der dänischen Seite. Wer denkt da nicht an lange Badeständen, Dünen und Möwen? Dieser einzigartige Naturraum gehört auf beiden Seiten der Grenze zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ebenfalls auf beiden Seiten sind Nationalparks eingerichtet worden, die die Balance zwischen Tourismus, Bewirtschaftung und Naturschutz gewährleisten sollen.
Vom Wattenmeer zum Hügelland
Das Landesinnere ist in der gesamten Region durch drei Landschaftsformationen gekennzeichnet, die sich von Süden nach Norden ziehen. Dem feuchten, flachen Marschland im Westen schließt sich in der Mitte der sandige Geestrücken an. Das lehmige Hügelland im Osten sorgt bei manchem Erst-Besucher für Verwunderung – gilt der Norden gemeinhin doch als sehr flach. Der Knivsberg zwischen Apenrade und Haderslev ist immerhin 97 Meter hoch und mancher Fahrradtourist kommt beiderseits der Flensburger Förde gehörig ins Schwitzen.
Die Küste zwischen Eckernförder Bucht und dem Kleinem Belt ist gekennzeichnet von Steilküsten und kleinen Bade-Buchten. Die Ostsee ist hier ein sehr begehrtes Segelrevier, das nördlich der Grenze aufgrund der vielen kleinen Inseln zur sogenannten dänischen Südsee gehört.
Kreise, Städte, Gemeinden
In Deutschland ist die Region in die Landkreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg sowie den nördlichen Teil von Rendsburg-Eckernförde aufteilt. Dazu kommt die kreisfreie Stadt Flensburg mit dem Zentrum der dänischen Minderheit. Die Volkgruppe der Friesen hat ihr Zentrum in Bredstedt mit dem friesischen Rat und dem Nordfriisk Instituut. Weitere bekannte Orte in Nordfriesland sind die Kreishauptstadt Husum, Tönning, Niebüll und Friedrichstadt.
Nördlich der Grenze beginnt die Region Süddänemark, die in zahlreiche Gemeinden unterteilt ist. Die deutsche Minderheit ist vor allem in den Gemeinden Tondern, Haderslev, Sonderburg sowie Apenrade vertreten, wo ihre zentralen Organisationen beheimatet sind.
Wikinger und Herrnhuter
Einzigartig ist die Vielzahl von Sprachen in dem relativ überschaubaren Raum – die kommen manchmal sogar im selben Satz zur Anwendung. In Nordfriesland wird neben Deutsch und Dänisch auch Friesisch, Plattdeutsch und Sønderjysk gesprochen. Dänisch, Sønderjysk und Deutsch gehören auch zum gemeinsamen Sprachschatz der deutschen und der dänischen Minderheit.
Besondere Tourismusmagneten mit großer Geschichte sind die Schlösser Gottorf in Schleswig und Augustenborg auf der Insel Alsen. Zwei spektakuläre Freilichtmuseen führen die Besucher in ganz eigene Welten zurück: in Haithabu kann man sich wie ein Wikinger fühlen, in Christiansfeld wie ein Mitglied der einst hier angesiedelten Herrnhuter Brüdergemeine.
Mekka für Folkmusiker, Gaffelsegler und Handballer
Auch aus den zahlreichen Live-Events stechen zwei hervor, die für ihre Anhänger als jeweils bedeutendste ihrer Art in ganz Nordeuropa gelten: Das Tønder Festival für die Folk-Musiker, die Flensburger Rumregatta für die Gaffelsegler.
Ach ja, großer Sport wird natürlich auch geboten: Die SG Flensburg-Handewitt gehört zu den europäischen Top-Teams im Männer-Handball. Dafür hat SønderjyskE sowohl bei den Männern wie den Frauen erfolgreiche Handball-Erstligisten zu bieten. Die Männerfußballer des in Apenrade und Haderslev ansässige Clubs spielen außerdem in der dänischen Superliga.
Wenn zukünftige Geschichtsschreiber über die sportlichen und kulturellen Highlights der Region berichten, werden sie nicht um die EUROPEADA 2024 herumkommen.